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Kreuzfahrt News - Schifffahrtsnachrichten

Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe: Hamburg gehört zu den am stärksten betroffenen Städten in Europa – CLIA hält dagegen

c: wikimedia-Mozzihh

Hamburg steigt nach Pandemie von Platz 17 (2019) auf Rang 6 der Städte, die am meisten durch Kreuzfahrtschiffe verschmutzt sind.

Kiel landet ebenfalls unter den Top 15. Ehemaliger Spitzenreiter Venedig schafft es durch Verbot großer Schiffe, Luftschadstoffe um 80 Prozent zu senken.

Die Luftverschmutzung in Europas Hafenstädten verschärft sich weiter und liegt vielerorts höher als noch vor der Pandemie, so eine neue Studie von Transport & Environment. Trotz der Einführung der neuer Schwefelgrenzwerte durch die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) der Vereinten Nationen im Jahr 2020 emittierten Europas 218 Kreuzfahrtschiffe im letzten Jahr so viele Schwefeloxide (SOx) wie 1 Milliarde Autos. 

In Hamburg nahm der SOx-Ausstoß um 41 Prozent zu. Damit ist die Hafenstadt nun auf Rang sechs der am meisten durch Kreuzfahrtschiffe verschmutzten Städte. 2019 lag Hamburg noch auf Platz 17. Auch in Kiel nahm 2022 die Verschmutzung merklich zu, mit einem SOx-Anstieg von 71 Prozent gegenüber 2019.

Venedig hingegen verbesserte sich deutlich. Die Stadt fiel vom Hafen mit der höchsten Verschmutzung durch Kreuzfahrten im Jahr 2019 auf Platz 41. Der Grund: Venedig führte 2021 ein Einlaufverbot für große Kreuzfahrtschiffe ein, infolgedessen sanken die SOx-Emissionen um 80 Prozent. Dies zeigt, dass die Bekämpfung der Luftverschmutzung möglich ist, so T&E und fordert eine verstärkte Elektrifizierung der Häfen, um Einwohner zu schützen.

Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E-Deutschland, sagt: “Trotz großer Nachhaltigkeitsversprechen hat die Kreuzfahrtindustrie die Pandemie nicht genutzt, um ihre Schiffe sauber zu machen: Kreuzfahrten sind zurück und Touristen-Hotspotsleiden mehr denn je unter ihren giftigen Abgasen. Das gilt nicht nur für Hafenstädte am Mittelmeer: In Hamburg und Kiel hat die Luftverschmutzung besonders stark zugenommen. Die knapp 50 Kreuzfahrtschiffe, die Hamburg jedes Jahr empfängt, stoßen mehr SOx aus, als alle Autos auf Hamburgs Straßen zusammen. Doch Städte wie Venedig haben gezeigt, dass saubere Luft kein Wunschtraum bleiben muss, wenn die Politik handelt und die dreckigsten Schiffe aussperrt. Hamburg, Kiel und Rostock müssen den Kreuzfahrtschiffen jetzt vorschreiben, im Hafen Strom zu nutzen, statt ihre Motoren laufen zu lassen. Gleichzeitig müssen wir die Einführung von emissionsfreien Kraftstoffen fördern.”  

Im Vergleich zu 2019 stieg die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die Zeit, die sie in Häfen verbrachten, und der von ihnen verbrauchte Treibstoff jeweils um etwa ein Viertel (23-24 Prozent). Dies führte europaweit zu einer Zunahme von 9 Prozent bei SOx-Emissionen, 18 Prozent bei NOx-Emissionen und 25 Prozent bei PM2,5-Emissionen – drei giftigen Luftschadstoffen.

Barcelona hatte im letzten Jahr den am stärksten verschmutzten Hafen Europas, gefolgt von Civitavecchia, einem Küstenhafen nordwestlich von Rom, und dem Athener Hafen Piräus. In Barcelona stießen Kreuzfahrtschiffe fast dreimal so viel SOx aus wie alle Autos in der Stadt. Die SOx-Grenzwerte für Autos in Europa sind 100-mal strenger als die für Schiffe[1]. Die 39 Kreuzfahrtschiffe, die jährlich den Kieler Hafen anlaufen, stießen 2022 7.530 kg SOx aus. Das ist mehr als 7 mal mehr als der SOx-Ausstoß aller in Kiel registrierten Autos. Rostock laufen pro Jahr 30 Kreuzfahrtschiffe an. Ihr SOx-Ausstoß ist mit 5.302 kg SOx rund 3,4 mal höher als der aller Autos in Rostock.

c: TE Transport & Enviroment

Dennoch überholte Italien Spanien als Land mit der höchsten Verschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe in Europa. 

Das Mittelmeer trägt zwar die Hauptlast der Verschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe, doch auch Norwegen liegt hinter Griechenland auf dem vierten Platz in der Rangliste.

Norwegen hatte sogar den meisten Kreuzfahrtverkehr aller Länder, wenn auch mit kleineren Schiffen. Deutschland liegt insgesamt auf Rang zwölf.

Der Kreuzfahrtanbieter, der für die meiste Verschmutzung verantwortlich war, war MSC Cruises – dessen Kreuzfahrtschiffe fast so viel Schwefeloxid (SOx) wie alle Personenkraftwagen in Europa emittierten. Berücksichtigt man auch sämtliche Tochtergesellschaften, dann verschmutzte die Carnival-Gruppe am meisten. Hierzu gehört auch die für den deutschsprachigen Markt ausgerichtete AIDA-Gruppe.

Viele Kreuzfahrtbetreiber wie MSC investieren in fossiles Gas (LNG) als sauberere Alternative. Bislang wurden in diesem Jahr mehr als 40 Prozent der bestellten Kreuzfahrtschiffe mit LNG-Antrieb ausgestattet. Diese Schiffe sind besser, was die Luftverschmutzung angeht, aber sie sind extrem klimaschädlich, weil aus ihren Motoren Methan austritt – ein Gas, das über 80-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt als CO2 [2]. Die MS Iona von P&O zum Beispiel emittierte so viel Methan wie 10.500 Kühe in einem Jahr.

Sebastian Bock schlussfolgert: “Von Öl auf Gas umzusteigen, ist wie Zigaretten gegen Alkohol zu tauschen. Es mag die Luft zum Atmen in den Hafenstädten geringfügig verbessern, für das Klima hingegen ist es eine Katastrophe.”

www.transportenvironment.org/ 

c: CLIA

CLIA unterstreicht das außerordentliche Engagement der Kreuzfahrtbranche zur Reduzierung globaler Emissionen

Der internationale Kreuzfahrtverband stimmt teilweise mit T&E überein: Es sei notwendig,  dass die Behörden der Versorgung mit erneuerbaren Kraftstoffen und der Installation einer terrestrischen Strominfrastruktur Vorrang einräumen.

Cruise Lines International Association (CLIA), der Verband, der die Kreuzfahrtindustrie weltweit vertritt, stimmt teilweise einigen der geäußerten Überlegungen der Umweltorganisation Transport & Environment zu, die ihre eigene neue Studie zu Flottenemissionen von Kreuzfahrtschiffen veröffentlicht hat, widerspricht jedoch überhaupt dem Beitrag, den die Kreuzfahrtindustrie zur Verringerung der globalen Emissionen leistet.

<dt>Was T&E betont hat, ist, dass Häfen zur Reduzierung der Schiffsemissionen mit Kaltbügelsystemen (Landstrom) ausgestattet werden müssen, die es Kreuzfahrtschiffen, die an Flughäfen anhalten, ermöglichen, die Bordmotoren abzuschalten und sich an das Landstromnetz anzuschließen, und das ist auch der Fall Dies ist auch notwendig, um die Entwicklung und den Einsatz emissionsfreier Schiffskraftstoffe zu unterstützen. Eine Einladung, die Transport & Environment nicht speziell an None richtete, sondern die offensichtlich an die Verwaltungen und öffentlichen Institutionen gerichtet ist, die in den meisten Ländern die Fähigkeit und Macht haben, positiv auf diesen Aufruf zu reagieren.</dt><dt>Eine von CLIA geteilte Aufforderung: „Heute sind 40 % der Schiffe bereits mit Systemen für den Anschluss an die Stromversorgung ausgestattet, sobald sie im Hafen liegen, ein Anteil, der bis 2028 auf 85 % steigen dürfte. Die Investitionen sind da, Es ist jedoch notwendig, dass die Behörden der groß angelegten Versorgung mit erneuerbaren Energien und der Installation einer terrestrischen Strominfrastruktur Vorrang einräumen, da es in Europa heute nur wenige Verbindungen gibt.</dt>

Was CLIA an den Bewertungen von T&E nicht schätzt, ist die mangelnde Anerkennung des Engagements des Kreuzfahrtsektors zur Reduzierung von Emissionen:

<dt> „Der gesamte Kreuzfahrtsektor – unterstreicht der Verband – ist von jeher dem Schutz der Umwelt verpflichtet, und die Unternehmen sind dafür.“ Aus diesem Grund tätigen wir erhebliche Investitionen in die Entwicklung neuer Umwelttechnologien, nachhaltiger Schiffstreibstoffe und statten Kreuzfahrtschiffe mit einem Stromanschluss an Land aus, wodurch Emissionen während des Liegens vermieden werden. </dt>
<dt>Die 300 Kreuzfahrtschiffe, aus denen die Weltflotte besteht – betont CLIA – sind heute die technologischsten, fortschrittlich und effizient in der Geschichte und wird weiterhin die Vorreiter im Umweltschutz des Seeverkehrs sein, insbesondere im Hinblick auf alternative Energiequellen, einschließlich elektrischer Batterien, fortschrittlicher Biokraftstoffe,Wasserstoff-Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe.</dt><dt></dt><dt>cruising.org/en-gb/  </dt>