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Kreuzfahrt News - Schifffahrtsnachrichten

Schifffahrt: Ein globales Maßnahmenpaket soll die Dekarbonisierung bis 2050 einleiten

c: Green sea

NABU begrüßt Durchbruch mit Kritik 

Nach Verhandlungen bis tief in die Nacht und einer Abstimmung im Plenum hat der Umweltausschuss (MEPC) der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ein Maßnahmenpaket zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im internationalen Seeverkehr vorgeschlagen.

Ziel ist es, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die rechtsverbindliche Umsetzung der Vereinbarung ist für eine außerordentliche Sitzung Im Herbst 2025 vorgesehen. Ihr Herzstück ist ein globaler Kraftstoffstandard, der eine schrittweise Reduzierung der Treibhausgasintensität von Schiffskraftstoffen vorschreibt. Ergänzt wird dieser durch ein zweistufiges System bestehend aus einer Bepreisung von Emissionen und dem Handel mit Zertifikaten: Reedereien, die die Emissionsziele nicht einhalten, sind teilweise zu Zahlungen verpflichtet und können teilweise Emissionsrechte handeln – ein Mechanismus, der Anreize zur Emissionsreduzierung sowie eine Unterstützung des globalen Südens sicherstellen soll. 

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger bewertet die Entscheidung als „ein in unsicheren Zeiten geopolitisch wichtiges Zeichen für den internationalen Klimaschutz und die Schifffahrt“. Sie könne einen Beitrag zur schrittweisen Verdrängung fossiler Kraftstoffe im Seeverkehr leisten und somit Klima und Umwelt spürbar entlasten. Zwar bleibe der Beschluss inhaltlich hinter den Erwartungen vieler Mitgliedsstaaten und Umweltorganisationen zurück, dennoch sei er ein wichtiger Schritt: „Wir begrüßen den Entschluss der Staatengemeinschaft ausdrücklich“, so Krüger. 

Lukas Leppert, Referent für Schifffahrt beim NABU weist auf die Schwächen hin: „Anstelle einer einfachen und umfassenden Bepreisung ist ein komplexes und unsicheres Handelssystem beschlossen worden – mit viel zu geringem Ambitionsniveau. Die Klimamaßnahmen der IMO haben das Ziel, eine gerechte und faire Transformation zu ermöglichen; zu erwarten ist aber, dass weder die Klimaziele eingehalten werden noch der globale Süden ausreichend unterstützt wird. Die geplanten Reduktionsziele sind zu niedrig und die Bepreisung ignoriert nahezu 90% der Gesamtemissionen. Besonders besorgniserregend ist, dass falsche Lösungen wie Biokraftstoffe gefördert werden anstatt klimaneutraler Kraftstoffe und einer fairen Transformation. Bis zuletzt dominierten bessere und gleichzeitig realistische Vorschläge für echten Klimaschutz die Debatte. Es ist enttäuschend, dass zum Schluss die Mehrheit doch nicht zustande kam. In den kommenden Jahren kommt viel Arbeit auf uns zu, um diese Mängel auszubügeln - national und international”, so Leppert. 

Während das Klimamaßnahmenpaket hinter den Erwartungen vieler zurückbleibt, kann ein Beschluss zur Luftreinhaltung als voller Erfolg gewertet werden: Die IMO beschloss die Einrichtung eines neuen Emissionskontrollgebiets (ECA) im Nordostatlantik. Dieses erstreckt sich von Portugal bis Grönland und schreibt künftig strengere Grenzwerte für giftige Schwefel- und Stickoxidemissionen vor. Millionen Menschen werden von saubererer Luft profitieren und es werden tausende vorzeitige Todesfälle verhindert. Auch Umwelt und Natur werden durch die neuen Regeln deutlich entlastet. 

„Für die Luftreinhaltung in Europa ist heute ein historischer Tag“, erklärt dazu Sönke Diesener, NABU-Experte für Schifffahrt. „Die neue und weltweit größte ECA schließt die Lücke zwischen Nord- und Ostsee sowie dem Mittelmeer und sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen in der maritimen Wirtschaft.“ Diesener betont zudem die Rolle engagierter nationaler Verwaltungen, insbesondere in Portugal, und der internationalen Zivilgesellschaft, ohne deren Einsatz dieser Fortschritt nicht möglich gewesen wäre. 

Der NABU war gemeinsam mit zahlreichen weiteren Umweltorganisationen aus Europa aktiv in den politischen Prozess eingebunden. Die heute beschlossenen Maßnahmen markieren einen weiteren Schritt für den globalen Klimaschutz in der Schifffahrt – auch wenn aus Sicht des NABU an entscheidenden Stellen Nachbesserungsbedarf besteht. Umweltorganisationen und Staaten werden sich national und international in Zukunft verstärkt für wirksame Maßnahmen und eine klimagerechte Schifffahrt einsetzen (müssen).