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Norwegen Küstenexpress: Die Heimkehr der DS Finmarken

c: Hurtigrutenmuseum

Es handelt sich hierbei um die Geschichte eines 49 Tonnen schweren Bauteils eines alten norwegischen Dampfschiffes, das inmitten eines holländischen Waldes entdeckt wurde und über die bemerkenswerten Bemühungen, es in seine Heimat zurückzubringen.

Alles begann 1998, als Sten Magne Engen, der Vorsitzende des Küstenexpressmuseums, einen Brief von einem Passagier erhielt, der kürzlich eine Küstenexpress-Reise angetreten hatte. Zu diesem Zeitpunkt fuhr Engen noch als Kapitän auf Schiffen entlang der norwegischen Küste. Er widmete seine gesamte freie Zeit den Vorbereitungen für die Ausstellung der MS Finmarken, einem Küstendampfschiff, das 1956 gebaut und kürzlich dem Museum gespendet worden war.

Engen erinnerte sich, dass der Briefschreiber an Bord des Schiffes wenig sprach und einen denkwürdigen Eindruck machte. Der Inhalt seines Briefes war jedoch in der Tat verblüffend.

„Der Passagier wollte wissen, ob ich von der Existenz einer so genannten „Villa Finmarken“ in Beekbergen, im Südosten der Niederlande, wüsste. Ihm zufolge handelte es sich dabei zweifellos um ein Bauteil des 1912 gebauten Küstendampfers DS Finmarken."

Engen wusste, dass die DS Finmarken 1956 endgültig ausgemustert wurde, als sie den Anforderungen an der weitläufigen norwegischen Küste nicht mehr entsprach. Nachfolgend wurde die „MS Finmarken“ eingesetzt – das Schiff, das Engen jetzt für die Ausstellung im Museum herrichtete.

Nach seiner Ausmusterung wurde der alte Dampfer von der Vereinigung junger christlicher Segler (USFK) in Stavanger erworben und als Ausbildungsschiff eingesetzt. Nur drei Jahre später wurde das Schiff in Rotterdam dem Schrotthandel zum Verkauf angeboten.

Das ist das letzte Mal gewesen, dass jemand in Norwegen etwas über die DS Finmarken gehört hatte – bis der Brief fast vier Jahrzehnte später in Engens Briefkasten auftauchte.

„Ich war sehr überrascht. Deshalb beschloss ich mir ein Andenken an das Schiff zu kaufen“, erinnert sich Engen.

c: Sten Magne Engen

Die Suche endete in einem Reitzentrum

Ein Jahr später, nach der erfolgreichen Wiedereröffnung des Hurtigrutenmuseums, hatte Engen endlich die Gelegenheit, in die Niederlande zu reisen und die „Villa Finmarken" aus der Nähe zu betrachten. Nun wird die Geschichte so richtig spannend.

Denn es stellte sich heraus, dass der alte Dampfer gar nicht wie zunächst angenommen auf dem Schrottplatz entsorgt wurde, sondern von einem Zahnarzt gekauft wurde. Dieser brachte das gesamte 16 Meter lange und 5 Meter hohe Bauteil nach Beekbergen in der Nähe von Apeldoorn. Welche Absichten der Zahnarzt mit dem Kauf des Schiffes verfolgte oder für welchen Preis das Schiff schließlich verkauft wurde, ist nicht bekannt. Einige Jahre später wurde das Schiff an ein Reitzentrum verkauft. Dort sollte das Schiff ursprünglich als Unterkunft und Gemeinschaftsraum für SchülerInnen genutzt werden.

c: Sten Magne Engen

Eine weitere Überraschung!

Als Engen im Reitzentrum eintraf, erfuhr er zu seinem Erstaunen, dass er nicht nur ein Andenken an das Schiff kaufen, sondern das gesamte Schiff für 1,5 Millionen norwegische Kronen (ca. 147.900 €) erwerben konnte. Jedoch gab es ein großes Problem: Wie um alles in der Welt sollte er die MS Finmarken aus dem Wald befreien und nach Norwegen ins Museum in Stokmarknes befördern?

„Dort standen überall 20 Meter hohe Bäume. Um an das Boot kommen zu können, musste ich mir bei den niederländischen Behörden die Erlaubnis einholen, eine Passage durch den Wald freizulegen. Dies war jedoch nicht möglich, da der Wald unter Naturschutz stand“, erklärt Engen.

Das Einholen der Erlaubnis, eine Durchfahrt für das Boot durch den Wald zu legen, erwies sich trotz vielen Bemühungen als äußerst mühsam. Es dauerte drei Jahre lang bis der Museumsleiter die Erlaubnis erhielt, eine Straße durch den Wald zu bauen.

„Nachdem die Bäume gefällt worden waren, sind 160 dicke Stahlplatten verlegt worden, um verhindern zu können, dass Maschinen und Fahrzeuge sich festfahren“, berichtet Engen.

Die Restaurierung des Innenraums der alten Finmarken hat etwa zehn Millionen NOK gekostet und erforderte mehrere Jahre harte Arbeit“, schildert Engen. Um die komplizierten Holzschnitzereien, die einst den Rauchsalon der Finmarken schmückten, scannen zu können, besuchte er das Maritimen Museum in Bergen.

„Ich habe mir einen leistungsstarken Computer und eine große 1,2 Tonnen schwere Fräsmaschine aus China besorgt. Mit Hilfe dessen konnten wir mit äußerster Präzision die Holzschnitzereien bis auf einen halben Millimeter ausfräsen. Außerdem haben wir das Fachwissen von erfahrenen Holzschnitzern in Anspruch nehmen können, um die Muster und Illustrationen eins zu eins zu übernehmen. Diese stellen verschiedene Themen wie Krieg und die Wikingerzeit dar, erklärt Engen.

Die restliche Inneneinrichtung bis hin zu den Tapeten vom Finmarken soll dem Original von 1912 treu bleiben.

„Wir haben versucht, genau die Tapete, die einst in dem Musik- und Damensalon angebracht war, zu finden. Jedoch ohne Erfolg. Daraufhin haben wir uns mit Lutz Walter, einem Spezialisten aus Deutschland in Verbindung gesetzt. Es handelt sich hierbei um das einzig europäische Unternehmen, das in der Lage ist, Prägetapeten herzustellen. Bevor die Tapete jedoch hergestellt werden konnte, musste das Design in einem akribischen Prozess gezeichnet und koloriert werden. Lutz hat unentwegt an der Aufgabe gearbeitet und schließlich nach sieben Versuchen das gewünschte Ergebnis erzielt“, erklärt Engen.

Während die Teppichläufer in Belgien gefertigt worden sind, stammen die exquisiten Designs aus Norwegen. Die Kronleuchter, die den Musik- und Damensalon schmücken, sind hingegen ein Produkt aus Tschechien. Die hochwertigen Möbel werden in Norwegen hergestellt. Dort werden dieselben Techniken angewendet, die bereits 1912 angewendet worden sind.

„Nachforschungen und Problemlösungen waren ein wesentlicher Bestandteil jeder unserer Errungenschaften“, sagt Engen lächelnd.

Den zeitlichen Aufwand, den er für das Coastal Express Museum betrieben hat, ist wahnsinnig bedeutend für ihn gewesen. Dieses Projekt ist der Inbegriff seines Lebenswerks. Er ist fest davon überzeugt, dass sich am Ende, jede Sekunde, die er dafür aufgewendet hat, am Ende gelohnt hat.

„Es ist von Bedeutung, die norwegische Küstenexpress-Geschichte zu bewahren und weiterzutragen.“

https://hurtigrutemuseet.no/