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Kreuzfahrt News - Schifffahrtsnachrichten

Methanol: NABU-Studie zeigt Potenzial für klimafreundliche Antriebswende auf See

c: AWI

E-Methanol kann die Hochseeschifffahrt klimafreundlicher machen. Der Treibstoff ist weniger umweltschädlich als Ammoniak oder Schweröl und unkomplizierter nutzbar – das zeigt eine neue Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des NABU durchgeführt hat.

Das neue Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) MS UTHÖRN soll mit grünem Methanol fahren

Schiffe tragen gravierend zur Umweltverschmutzung in Luft und Wasser bei. Mit derzeit verwendeten Treibstoffen wie Schweröl, Diesel oder LNG ist die Einhaltung der Klimaziele nicht möglich. Der Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre muss verringert werden, um die Dekarbonisierung in der Schifffahrt voranzutreiben. Zwar existieren alternative Treibstoffe wie Wasserstoff, Methanol oder Amoniak, bisher sind sie aber nur in sehr kleinen Mengen verfügbar. Entsprechend fehlt es bislang an Erfahrung mit diesen Schiffstreibstoffen.

Status quo: Zu wenig Wissen über alternative Treibstoffe

Bisher ist noch nicht klar, welcher der sogenannten RNFBO (Renewable Fuels of non-Biological Origin, zu Deutsch: erneuerbare Treibstoffe nicht-biogenen Ursprungs) für den Einsatz in der Hochseeschifffahrt am besten geeignet ist. Umso dringender ist es, mehr Wissen über nachhaltige Alternativen zu sammeln.

Um die Suche nach Lösungen voranzutreiben, hat der NABU eine Studie zu Methanol in der Hochseeschiffahrt beim Öko-Institut in Auftrag gegeben. Sie untersucht, ob die Vorteile und Risiken von Methanol in der aktuellen Diskussion über künftige Schiffstreibstoffe ausreichend berücksichtigt werden. Hierbei schaut die Studie insbesondere auf die ökologischen Auswirkungen, die beispielweise ein Auslaufen ins Wasser mit sich bringen würde.

Außerdem werden Verfügbarkeit, Handhabung und Toxizität von Methanol im Vergleich zu anderen RFNBO und fossilen Schiffstreibstoffen dargestellt. Ähnlich zur Spiegelstudie zum Einsatz von Ammoniak (2021) möchten wir so dazu beitragen, die klimafreundliche Antriebswende in der Schifffahrt zu beschleunigen und gleichzeitig Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Kurz erklärt: Was ist Methanol?

Methanol ist ein vielproduzierter Industriealkohol, der aus Synthesegas gewonnen wird. Das Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid wird bislang allerdings meist aus fossilen Rohstoffen erzeugt. Um klimaneutral zu sein, muss das sogenannte E-Methanol (auch Grünes Methanol) auf Basis regenerativer Energien und mit einer nachhaltigen CO2-Quelle produziert werden. Biomethanol oder E-Methanol mit Kohlenstoff aus Biomasse stellen keine in größerem Maßstab anwendbare Lösungen dar.

Technisch betrachtet bietet Methanol viele Vorteile:

  • Durch ähnliche Eigenschaften wie Marinediesel kann bestehende Infrastruktur mit teils nur geringfügigen Anpassungen weiterhin genutzt werden.
  • Kostspielige Investitionen halten sich in Grenzen.
  • Die schnelle Lösbarkeit in Meerwasser bedeutet, dass im Falle von Havarien oder Leckagen Gefahren für marine Ökosysteme im Gegensatz zu beispielsweise Schweröl oder Ammoniak sehr viel weniger gravierend ausfallen.

Die größte Hürde ist, wie bei allen RFNBO, die Verfügbarkeit. Einige wenige Schiffe fahren bereits mit Methanol und erste Reedereien haben neue Schiffe mit Methanol-Antrieb in Auftrag gegeben (Beispiel im Bild oben). Deshalb muss das Potential an grünem Wasserstoff als Grundlage der Methanol-Produktion sehr schnell ausgebaut werden, um den Bedarf zu decken.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der künftige Treibstoffmix in allen Segmenten des Schifffahrtsmarktes vielfältiger sein wird, als es mit der derzeitigen Dominanz von Schweröl und Diesel der Fall ist. E-Methanol könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, dessen genauer Anteil am Treibstoffmix von mehreren Faktoren abhängen wird: Produktionsmengen von grünem Methanol, Kostensenkungen und der Akzeptanz von Ammoniak als Treibstoff in der Schifffahrt. Die Jahre bis etwa 2030 werden ausschlaggebend sein – in diesem Jahrzehnt wird entschieden, wo die größten Investitionen getätigt werden.

NABU-Forderungen an politische Entscheidungsträger*innen:

  • Essenziell wird sein, die Versorgung mit E-Methanol sicherzustellen. Dies könnte Investitionen in Anlagen zur Herstellung von Grünem Methanol oder die Verwendung von Klimaschutzverträgen (CCfDs) beinhalten, ebenso wie die frühzeitige Anpassung von Raumplanung und Infrastruktur in Häfen.
  • Auf der Seite der Nachfrage müssen internationale Organisationen wie EU oder IMO (International Maritime Organization) durch wirksame Instrumente unterstützen – eine Mindestquote zur Nutzung von RFNBO und ein ambitioniertes Emissionshandelssystem würden den Hochlauf effektiv unterstützen.

 - NABU-Studie: Methanol as a marine fuel (2023)