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Kreuzfahrt News - Schifffahrtsnachrichten

KREUZFAHRT INITIATIVE: sendet offenen Brief an die Regierung - warnt vor Zusammenbruch der Kreuzfahrtbranche

c: KI

An den deutschen Bundestag - z.Hd. Herrn Peter Altmaier

Sehr geehrter Herr Altmaier,

wir möchten uns kurz bei Ihnen vorstellen: Wir, die Kreuzfahrtinitiative, kurz KI, sind eine Organisation, die sich für Austausch und Zusammenarbeit des Reisevertriebs mit den Reedereien einsetzt. Wir bestehen aus 32 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 2850 Mitarbeitern und 350 Millionen Umsatz.

Geht es in der Kreuzfahrtbranche um die Vertriebspolitik, sind wir erster Ansprechpartner für Reisebüros, Presse und Reedereien. Das vertrauensvolle Miteinander dokumentiert sich im jährlich verliehenen Fair Play Award, bei dem - nach unterschiedlichen Kategorien – die fairsten Partner ausgezeichnet werden.

Wir wenden uns im Namen der Reisevertriebsbranche an Sie, um einige Punkte, die für das Überleben der gesamten Branche unserer Auffassung nach von großer Bedeutung sind, anzusprechen.

Die getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie die vielseitigen Unterstützungen der Wirtschaft durch Soforthilfe, Überbrückungshilfe und KfW-Krediten sind beispielhaft in Europa und drücken Ihre Wertschätzung - auch gegenüber unserer Branche - deutlich aus.

Dem politischen Willen, der Reisewirtschaft durch diese schwierige Zeit zu helfen, stehen verwaltungsseitig zum Teil erhebliche Hindernisse im Weg, die verhindern, dass die politisch gewollte Hilfe bei den notleidenden Unternehmen ankommt.

So ist es zum Beispiel so, dass ein 10-jähriger KfW-Kredit auf Soforthilfe und Beihilfe angerechnet wird. Damit stößt ein Unternehmen mit einer etwas größeren Mitarbeiteranzahl unerwartet schnell an den 800.000 Euro Beihilfe-Obergrenze Deckel.

Dies führt dazu, dass dieses Unternehmen von weiteren Überbrückungshilfen ausgenommen und damit der eigentliche Sinn der Überbrückungshilfen nicht mehr gewährleistet ist.

Überbrückungshilfen sind bei 50.000 Euro pro Unternehmen gedeckelt. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die KfW-Sonderkredite deutlich VOR den Überbrückungshilfen als Corona-Maßnahme platziert wurden und somit ein Zusammenspiel von Kredit und Hilfen nicht absehbar war und somit nicht angemessen ist.

Zu Beginn der Pandemie sind die Politik, die KfW und die Hausbanken von einer Wirtschafts- Eintrübung von drei Monaten ausgegangen.

Die Reisebranche leidet nunmehr seit Februar unter der Corona-Pandemie und damit bereits acht Monate.

Eine Veränderung zum Positiven ist derzeit nicht absehbar, so dass die Branche auch über die nächsten Monate auf über 90% ihrer Einnahmen wird verzichten müssen.

Wir begrüßen sehr, dass für kleinere Unternehmen die monatlichen Obergrenzen von 9.000 Euro und 15.000 Euro gefallen sind. Das ist der richtige Schritt.

Mit der 50.000 Deckelung entsteht ein sehr großer Wettbewerbsnachteil für große Innovations- und Marktführer der Reisebranche. Dies ist ein ungewollt gemachter Wettbewerbsnachteil, den es dringend zu korrigieren gilt, da die Branche sonst Gefahr läuft, die qualitätsvollen Partner mit ihrer ganzen Vielfalt zu verlieren.

Auch die Deckelung der Personalkosten, die zur Bewältigung der Reiseabsagen und Kundenanfragen nötig sind, sind mit 20% in unserer Branche zu niedrig.

Beides benachteiligt größere Firmen, unter denen auch viele alteingesessene Familienunternehmen sind, in erheblichem Maße.

Mitarbeiter und Leitungsebene dieser Firmen wenden sich zunehmend hilfesuchend an uns, um auf diese existenzbedrohende Schieflage hinzuweisen.

Wir stimmen mit Ihren Aussagen überein, dass nur gesunde Firmen von den staatlichen Rettungspaketen erfasst werden können, und für die KfW-Kredite und die Überbrückungshilfen liegen entsprechende Qualifikationshürden vor.

Völlig unverständlich hingegen ist uns, warum die Unterstützung dann an oben genannte Deckel stößt und an ein Großteil an Auflagen geknüpft ist, die dafür sorgen, dass aus dem Hilfsfond bisher nur ein Bruchteil abgerufen werden konnte und viele gesunde Unternehmen nicht an die notwendigen Förder-Hilfstöpfe gelangen.

Wir möchten Sie eindringlich bitten, den Weg durch die Verwaltung dahingehend zu verschlanken, dass die Hilfsgelder auch dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden. In vielen Unternehmen ist die Eigenkapital-Reserve bedrohlich geschrumpft und zum Teil bereits vollkommen aufgebraucht. Der Wille der Unternehmen, ihren Teil zum gesellschaftlichen Überstehen der Pandemie beizutragen, kann kaum deutlicher dokumentiert sein.

Auch die Vermittlertätigkeit im Rahmen der touristischen Reisen und Geschäftsreisen stellt einen großen Arbeitsmarkt dar.

Dieser Arbeitsmarkt droht, gänzlich verloren zu gehen, denn selbst wenn die stärksten Unternehmen die Krise überleben könnten, fehlt selbst denen am Ende die Marktrelevanz für ein weiteres Bestehen.

Mitarbeiter verlieren die Perspektive, und der Nachwuchs wendet sich von der Branche ab.

Dieses Szenario wollen wir nicht heraufbeschwören, es findet bereits jeden Tag zunehmend statt.

Sie haben Ihren Worten von den Bundespressekonferenzen auch Taten folgen lassen, in dem Sie verschiedene Hilfspakete geschnürt haben - nun müssen Sie bitte dafür sorgen, dass diese Hilfspakete auch zeitnah ankommen.

Es gibt bereits Unternehmen und Kollegen aus unserem Kreis, die diese Krise nicht überstanden haben.

Andere Kollegen möchten in die Bresche springen und die Mitarbeiter in ihr Unternehmen überführen.

Hier stehen wiederum hohe Hürden seitens der Agentur für Arbeit vor den Unternehmen, denn das Einstellen von neuem Personal ist in Phasen der Kurzarbeit nur in Einzelfällen möglich.

Das ist in normalen Zeiten sicherlich nachvollziehbar, in diesen Zeiten widerspricht es aber allen Maßnahmen, die ja dem Erhalt von Arbeitsplätzen dienen sollen.

Spätestens im Jahr 2021 können einige Kriterien der Überbrückungshilfen nicht mehr eingehalten werden.

Insbesondere betrifft dies die nicht erhaltenen oder zurück zu zahlenden Provisionen.

Es gibt dann nur noch wenige abgesagte Reisen, da sich die Kunden mit dem Buchen von neuen Reisen aufgrund von Reisewarnungen und Quarantäne-Regelungen und der Sorge vor Ansteckung extrem zurückhalten. Ohne nennenswertes Neugeschäft seit März 2020 wird dieser Bezug dann gegenstandslos sein.

Was die Branche für das Jahr 2021 daher braucht, ist ein Umsatzbezug auf das Jahr 2019 und eine Zusage, dass sich zukünftige Überbrückungshilfen hieran orientieren.

Wir fordern Sie nicht dazu auf, keine Reisewarnungen mehr auszusprechen oder Quarantäne-Regelungen auszusetzen, denn selbstverständlich steht die Gesundheit über allem.

Es ist wichtig, in naher Zukunft Wege zu finden, wie Reisen- insbesondere Kreuzfahrten- auch unter Corona Bedingungen stattfinden können. Hier gilt es, intelligente Test- und Quarantänestrategien mit den Anbietern gemeinsam zu entwickeln, damit wir bald aus eigener Kraft weitermachen können.

Aber bis die Pandemie beherrschbar geworden ist, brauchen die Beteiligten in der Reisebranche Ihre volle Solidarität, Unterstützung und eine Perspektive.

Diese haben Sie damals in Aussicht gestellt, und hier möchten wir Sie beim Wort nehmen dürfen.

Danke für Ihre Zeit und die Prüfung des Inhaltes. Gerne hören wir von Ihnen und stehen Ihnen gerne für Rückfragen zur Verfügung.

Mit freundlichen und maritimen Grüßen

Der Vorstand und politische Ausschuss der Kreuzfahrt Initiative e. V.

Bettina Zwickler (1. Vorsitzende)
Inhaberin: Passage-Kontor Kapitän P. Henssel GmbH & Co.KG

Bahnhofstrasse 32
Schwentinental
bettina.zwickler@passage-kontor.de

Detlev Schäferjohann (1. Stellvertreter)
CEO: E-hoi GmbH

Taunusstrasse 21
60329 Frankfurt

Christine Fäth
Vorstand: Nees Reisen AG

Hauptstrasse 101a
63829 Krombach

Christoph LückertzInhaber
Lückertz Reisebüro GmbH

Salzstraße 364
8143 Münster

Robert Liersch
Inhaber: M’ocean und Meer GmbH

Gaustrasse 43
55278 Dolgesheim

Politischer Ausschuss der Kreuzfahrt-Initiative e. V.

Silja EichmannInhaberin
Uelzener Reisebüro Eichmann GmbH & Co.KG

Bahnhofstrasse 31
29625 Uelzens
eichmann@eichmann-reisen.de

Sönke Biehl
Inhaber: Reisebüro Biehl GmbH

Friedrichstrasse 31
25746 Heide
stb@biehl-reisen.de

Bildunterschrift von links: Robert Liersch, Bettina Zwickler, Christoph Lückertz und Detlev Schäferjohann. Foto: Kreuzfahrt-Initiative e.V.